»Jeder Mensch sollte mit seinem Partner dort leben können, wo er möchte.« (Nur)

Mit Halil Aksan*Hayriye Aktaş*Zelal Çetin*Naime Doğan*Ayşe Esen*Nur Gezegen*Soner Odabaş*Ibrahim Yanar

Der Film 650 Wörter befragt acht Menschen aus verschiedenen Regionen der Türkei, die sehnsüchtig darauf warten, mit ihrem/ihrer/ Partner/in in Deutschland zusammenleben zu können. Vorher müssen sie jedoch das Goethe-Zertifikat Start Deutsch 1 in ihrem Herkunftsland erwerben, das Voraussetzung ist, um ein Familienvisum zu beantragen. Für diesen Sprachtest ist ein aktives Vokabular von 300 deutschen Wörtern und ein passives Vokabular von 650 Wörtern erforderlich. Bei Nichtbestehen der Prüfung gibt es kein Visum. Ganz gleich ob jemand nur für eine kurze Weile oder für immer nach Deutschland will, Familie in Deutschland hat, Schwierigkeiten mit Lesen und Schreiben in der Muttersprache hat, oder ob der frisch Vermählte im anderen Land einfach nur wartet: Ohne Deutsch-Zertifikat kann kein Visumsantrag gestellt werden. Und selbst wenn der Test erfolgreich bestanden wurde, kann das Visum immer noch verweigert werden.

Für Ayşe, Ibrahim, Nur, Soner, Hayriye, Halil, Zelal und Naime ist der Sprachkurs eine Reise, auf die sie sich begeben, um zu ihren Liebsten nach Deutschland zu gelangen. Manche von ihnen sind von weit her nach Istanbul gezogen, um Zugang zu einem Sprachkurs zu haben. Einige mussten ihre Arbeit aufgeben, andere erst Lesen und Schreiben lernen. Im Film sprechen sie über ihr Leben und wie sie ihre Partner kennengelernt haben, erträumen sich eine Zukunft in Deutschland – an der Seite ihrer Familien. Über Anekdoten, Utopien und Geschichten von Verlust werden so  Schicksale deutlich, die auch von der komplizierten Beziehung zweier Länder erzählen.

Martina Priessner

ist Dokumentarfilmemacherin, die in Berlin und Istanbul lebt, und seit vielen Jahren zur Deutsch-Türkischen Migration arbeitet.  2010 realisierte sie den Dokumentarfilm Wir sitzen im Süden, der für den Grimme-Preis nominiert wurde. 2013 entstand der Found-Footage-Film Everyday I’m çapuling über die Gezi-Park-Proteste in Istanbul. Von 2008 bis 2010 arbeitete sie am Ballhaus Naunynstraße in Berlin als Dramaturgin und Kuratorin. In dieser Zeit kuratierte sie u.a. den Theaterparcours Kahvehane - Turkish Delight, German Fright? Anatolische Kaffeehäuser in Kreuzberg and Neukölln. Sie hat Stipendien von Nipkow, DEFA und der Kulturakademie Tarabya erhalten. Zuletzt hat sie als IPC-Mercator Fellow von September 2014 bis August 2015 am Istanbul Policy Center zu Sprache und Migration gearbeitet und den Film 650 Wörter realisiert.

Schnitt & Regie: Martina Priessner
Kamera: Franz von Bodelschwingh
Ton: Kaan Karacehennem
Sound Design & Mischung: Robert F. Kellner vdt
Animation: Eyüp Zana Ekinci
DI: Stefan Kleeberger
Videos deutscher Orte: Nur Gezegen
Übersetzung: Tunçay Kulaoğlu
Transkription: Mustafa Demir

Dieser Dokumentarfilm wurde durch das Mercator-IPC Stipendienprogramm realisiert.
Das Mercator-IPC Stipendienprogramm ist Teil der Istanbul Policy Center-Sabanci Universität-Stiftung Mercator Initiative.

Mehr Informationen: ipc.sabanciuniv.edu/en